Die 4ePower besuchte mit der Klassenvorständin Claudia Stöckelmaier und der Religionslehrerin Marion Majdan den Stadttempel im Gebäude der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Das Lernen vor Ort half den Schüler:innen ihr Wissen zum Judentum zu vertiefen und das jüdische Leben im Alltag (auch die jüdischen Wurzeln im Christentum) ein bisschen kennenzulernen. Das Ziel dieser Erfahrung lag darin, die Schüler:innen für Situationen der Begegnung auszurüsten, damit diese nicht von Vorurteilen belastet sind, sondern Offenheit und Interesse geweckt werden, dem anderen mit Respekt zu begegnen, zuzuhören, und so ein Lernen voneinander möglich wird.
Die Synagoge (Haus der Versammlung) in der Seitenstettengasse wurde 1826 feierlich eröffnet. Auf Grund des Toleranzpatents von Joseph II. sieht das Gebäude von außen wie ein Bürgerhaus mit klassizistischer Fassade aus. Von innen erstrahlt es wie ein kleines prunkvolles Theater. Thoraschrein, Bima (Lesepult) und das Ewige Licht zeigen, dass dieser Ort Haus des Gebetes und des Lernens ist. Unser Guide Aron erklärte uns die Feier des Gottesdienstes, die Thora (Heilige Schrift), die Gebetsutensilien sowie hebräische Schriftzeichen und Symbole im Stadttempel.
Unser Weg führte weiter zum Ruprechtsplatz, wo es einen Zwischenstopp beim Gedenkstein für die Opfer des Terroranschlags vom 2. November 2020 gab.
Die Klasse teilte sich in zwei Gruppen: Eine Gruppe erforschte den Platz mit seinen Gassen, den geschichtlichen Hintergrund des Salzhandels, der im 16. Jh. hier seinen Höhepunkt fand, den Verkauf des Salzes am Gries (Salzgries) und das Praghaus, in das 1504 das kaiserliche Salzamt verlegt wurde – alles unter dem Schutz des Heiligen Ruprecht, dem Schutzpatron von Salzburg und des Salzbergbaus. Die Namen (Salzgries, Salzgasse, Salztorbrücke, …) erinnern uns bis heute an den Salzhandel.
Die zweite Gruppe beschritt in Stille den Kirchenraum von St. Ruprecht. Einzelne Orte, an denen man sich wohl fühlte, worüber man noch mehr erfahren wollte, wurden mit Teelichtern „beleuchtet“. Altar, Taufbecken, Tabernakel, Ambo, die Glasfenster, die Vitalis-Reliquien … wurden erkundet.
Die Hände der Schüler:innen berührten den steinernen Altar in der Apsis, wobei Bitte und Dank an Jesus Christus gerichtet wurden. Die mittelalterliche hölzerne Statue des hl. Rupert, entstanden 1370, zeigt den Heiligen mit etwas kurzen Armen, der in seiner rechten Hand den Bischofsstab hält, in seiner linken Hand höchstwahrscheinlich einmal ein Salzfass getragen hat.
Am Judenplatz forschten die eifrig Lernenden der 4ePower nach Spuren des jüdischen Lebens, welches sich vor Ort in der Judenstadt bis 1421 ereignet hatte und aufgrund von Vorurteilen und schürendem Hass im selben Jahr sein Ende fand.
Im selbstständigen Erkunden wurde das Jordanhaus mit seinem antisemitischen Relief von einer Gruppe kritisch begutachtet.
Das Schoah-Mahnmal mit den nach außen gestülpten Büchern, das uns an die Geschichten der vielen jüdischen Menschen erinnern soll, die im Holocaust ums Leben gekommen waren, brachte die Schüler:innen zum Nachdenken.
Die am Boden angedeutete Bima, die an die 1421 zerstörte Synagoge der Judenstadt erinnert, führte uns die jüdische Tragödie der Vertreibung und Vernichtung vor Augen. Das jüdische Museum im Misrachihaus zeigt die Ausgrabungen der Synagoge ein paar Meter unter dem Judenplatz.
Mit der Gedenktafel am Judenplatz 6 bittet die katholische Kirche 1998, initiiert von Christoph Kardinal Schönborn, für all die Schandtaten im Mittelalter und in der NS-Zeit, um Vergebung und Hoffnung auf Gottes Heil.
Die Statue von Gotthold Ephraim Lessing erinnert nicht nur an den Dramatiker zur Zeit der Aufklärung. Einige Schüler:innen präsentierten der ganzen Klasse die Ringparabel aus „Nathan der Weise“, welche uns in ihrer Symbolik von den drei monotheistischen Weltreligionen erzählt, jede wertvoll, für das friedliche Zusammenleben der Menschen – im respektvollen Miteinander, weil Gott den Menschen liebt, ganz gleich welcher Abstammung, welcher Religion, welchen Geschlechts, welchen Aussehens, …
Ein intensiver und arbeitsreicher Vormittag ging zu Ende … mit dem Gefühl der Hoffnung im Herzen, selbst respektvoll zu sein, Fremdes auch weiterhin kennenlernen zu wollen, damit wir einander in Liebe begegnen können. Ein großer Applaus für Klasse und Lehrerinnen gab es von uns (und von den Lokführern der ÖBB mit Gehupe in Stockerau😊)